Abschlußbericht zum Projekt:
"Neu:Start" >>>
Die intermediale Autobiografie
von Michael Weisser

Gefördert von:
Deutscher Künsterbund e.V. und
Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien

Das Staatsarchiv in Bremen > Neu:Start 2022
Michael Weisser, Simulation, 18.10.2022.

Michael Weisser, Interface, 18.10.2022

Abschlußbericht zum Projekt.

Das Stipendium "Neu:Start" des Deutschen Künstlerbundes und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien hat es mir möglich gemacht, ein Experiment durchzuführen.

Der Bericht als PDF im Download >>>

So konnte ich über 5-monate hinweg meine eigene Geschichte erforschen, mich erinnern, Dokumente auswerten. Ich konnte Zusammenhänge erkennen und ein Bild von mir malen. Ich habe das Thema "Neu:Start" wörtlich genommen und begab mich auf die Suche nach Argumenten für meine Veränderung in der veränderten Zukunft.

Ein "Neu:Start" bedingt den Blick zurück und die Kraft der Fragen: Was habe ich gemacht? Was habe ich gedacht? Was habe ich versäumt?
Aus diesem Rückblick lässt sich im Nebel vieler Möglichkeiten Klarheit gewinnen für die Frage: Welchen Weg will ich kommend gehen. Derart frage ich in die Zukunft gerichtet nach meinem neu gewonnenen Wollen.

Inwieweit hat die Gesellschaft der digitalen Algorithmen und der globalen Vernetzung auch mich verändert? Woher speisen sich meine Motivation, meine Ausdauer und meine anhaltende Neugier?
Welchen Werten folge ich? Und worin liegt der Reiz der Experimente, die nicht nach einem Ende sondern strikt nach Intensität suchen? Was habe ich im Rückblick auf meine Geschichte gefühlt und was erkannt?

"Neu:Start" ist das Thema, und "Kunst" ist die Farbe, die Form und die Komposition meiner besonderen Art der Lebensgestaltung, denn "Kunst" bietet mir den Raum meiner optimalen Entfaltung. Wenn ich mich als Daten verarbeitendes Wesen betrachte kann ich nun einen "Re:Set" einleiten und meine CPU neu booten.

Aber: Ist mein "Neu:Start" nur für mich von Bedeutung? Kann diese Idee auch für andere von Interesse werden, Anreguzngen bieten, vielleicht sogar hilfreich sein bei der Erstellung von Künstlerarchiven, Werkinventaren und Autobiografien, um Kunst künftig wirksam als Kulturgut bewahren und in Zukunft interpretieren zu können.
Es macht Sinn nach neuen Fragen zu suchen, statt auf alten Antworten stehen zu bleiben!

Mein "Neu:Start" ist ein Experiment mit einer zeitgemäßen Form von Autobiografie in der digital vernetzten Welt. Das klassische Buch wird ergänzt durch eine intermediale Hybridform, die Bilder mit Klängen und Texten vernetzt und Videos, rezitierte Poesie, elektronische Klangfarben, bewegenden Sequenzen und Kompositionen zu Erlebnissen verschmilzt.
Und noch etwas ist wirklich neu: Ein analoges Buch ist gedruckt und damit abgeschlossen - aber die digitale Suite im WorldWideWeb ist dynamisch, veränderbar - und das zu jeder Zeit von jedem Ort.

Die Methoden meiner Bewegung in der Welt sind die "Ästhetische Feldforschung" und die "Kritische Intervention. Neugier hält mich in Bewegung, und diese Bewegung liegt im Spannungsbogen zwischen Heimat und Fremde, Nähe und Ferne, sowie der Einheit in Vielfalt.
Diesem steten Fluss der Neuronen in der Realität entspricht der Fluss der Daten in der virtuellen Welt des WorldWideWeb. Im selbst gesetzten Sinn sehe ich "Kunst" als eine amorphe Form von gestalteter Philosophie.

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Ist das künstlerische Vorhaben abgeschlossen
oder setzt es sich fort?


Die Autobiografie wird fortgeschrieben. Sie kann ergänzt werden durch ein Protokoll meiner Erfahrungen und sie kann angereichert werden durch konkrete Empfehlungen, wie man derartige Autobiografien organisieren, strukturieren und verfassen kann.

Hier liegen Anregungen für die Diskussion über Künstlerarchive und Künstlerinventare sowie für die Vermittlung von Künstlernachlässen als Kulturgut.

Hat sich etwas anderes entwickelt,
als es im Antrag beschrieben wurde.

Im Antrag konnte nur die Idee formliert werden. Entscheidend war jedoch die konkrete Erfahrung mit den Erinnerungen und mit der Rekonstruktion meines Lebensverlaufs.
Ich habe mich in dieser Forschung als "Fremder" gesehen, dem ich mit Interesse nachspüre und habe dabei mich entdeckt.

Dieser Akt der Rückbesinnung ist unbedingt als erhellendes Erlebnis wie auch als Anlaß für einen "Neu:Start" innerhalb der Lebensgestaltung zu empfehlen!

Michael Weisser
Bremen 18.10.2022


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