
Diskurs über digitale Archive
mit dem Leiter des Staatsarchivs Bremen
Prof. Dr. Elmshäuser
An Herrn Prof. Dr. Konrad Elmshäuser
Staatsarchiv Bremen
Am Staatsarchiv 1 - 28203 Bremen
Wir stehen am Anfang der intermedial-vernetzten Web-Domain und diese ersten Ansätze sollten m.E. so schnell als möglich als Dokumente der Zeitgeschichte bewahrt werden! Von wem anderes als einem staatlichen Archiv!
Der "Bundesverband Künstlernachlässe e.V." in Berlin argumentiert dazu: "Kunstwerke sind Quellen, Kommentare und Zeugen unseres kulturellen Erbes und Vermächtnisses. Sie leben von einer steten, öffentlichen Wahrnehmung. Werden sie nicht gesehen, studiert und erforscht, bleiben sie unbekannt. Ihre Aussage geht verloren. Nicht selten drohen so wichtige Positionen vor allem der jüngeren Kunstgeschichte ganz zu verschwinden. Ziel und Aufgabe des Künstlerarchivs ist es, die aufgenommenen Kunstwerke als kulturelles Erbe über die Schaffenszeit der Künstler:innen hinaus zu bewahren und öffentlich zu machen."
Diese Initiative arbeitet analog (!) und kann deshalb die selbst gesetzten Ziele nur sehr zögerlich und ohne wirkungsvolle Perspektive umsetzen.
Dieser virtuelle Raum kann, bei Bedarf, um die analogen Exponate in den klassischen Ausstellungsformaten ergänzt werden.
Hier gilt es, einen zukunftsorientierten Weg zu finden, der Archivierung mit globaler Vermittlung verbindet,
Lässt sich eine parallele Langzeitsicherung zudem über
ein eigenes Backup auf HD und
Gern würde ich meine langjährigen Erfahrungen einbringen
und ein Konzept für eine zeitgemäße Archivierung und Vermittlung speziell von
ausgesuchten Künstlerarchiven in Bremen entwickeln.
Stößt diese Idee auf Ihr Interesse?
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<konrad.elmshaeuser@staatsarchiv.bremen.de>
An:MikeWeisser
Thu Jul 28 2022 17:24:21 GMT+0200 (CEST)
Lieber Herr Weisser,
ich komme auf Ihre Mail und
Ihre Bitte bzw. Ihr Projekt zurück, Sub-Domain-Autobiografien bremischer
Künstler im StA in die Langzeitarchivierung zu übernehmen.
Wir sind uns der Tatsache
bewusst, dass die Zukunft der Archive wie Sie richtig sagen (auch und immer
mehr) digital sein wird. Dies schon allein, weil die öffentlichen Verwaltungen
zunehmend auf digitale Medien (e.-Akte) als rechtserhebliche
Überlieferungsform zurückgreift und uns diese Überlieferung zur Archivierung
zugehen wird. Hierüber haben wir uns ja bereits mehrfach ausgetauscht.
Noch beschäftigt uns aber
mehr als genug die analoge und hybride Überlieferung, für die wir demnächst
sogar ein neues Magazin bauen werden. Wir versuchen dabei nach Kräften neben
der amtlichen Überlieferung auch die nichtamtliche Seite abzubilden – hierzu
gehören Privatleute, Firmen, Verbände etc. Auch Künstler gehören hierzu, auch
wenn die Übernahme von Künstlernachlässen, wie ich mehrfach feststellen musste,
bereits im analogen Bereich für Archive mehr als schwierig ist. Wir haben daher
diesen Bereich nie systematisch bespielt, dazu sind unsere Ressourcen einfach
bei weitem nicht ausreichend. Für den gesamten nichtamtlichen Bereich ist bei
uns eine Person – Herr Dräger – zuständig. Und er muss bei derzeit fünf
nicht besetzten Planstellen (von insgesamt 20), ständig in anderen Bereichen
aushelfen.
Insofern sind wir froh, wenn
es Initiativen wie den von Ihnen genannten Bundesverband Künstlernachlässe
gibt. Diese (und oftmals Museen) und nicht staatliche Archive sind der Ort, dem
Künstler ihre Bestände anvertrauen.
Daher muss ich Ihnen
widersprechen, denn wir sind nicht der Ort für die Geschichte der Kunst in
Bremen. Dies gehört allenfalls am Rand zu unserem Profil und würde uns
überfordern.
Auch die technischen Fragen,
die sich an das Konzept anschließen, haben wir hier besprochen und müssen
feststellen, dass wir das von Ihnen angedachte Hosting nicht verantwortlich
zusagen können. Hierzu waren Sie ja auch bereits mit Herrn Pordzik im
Austausch.
Ich bedaure, dass wir Ihren
Projekten nicht wie von Ihnen gewünscht nachkommen können und Sie enttäuschen
müssen.
Angesichts der geschilderten
Rahmenbedingungen ist dies aber nicht anders machbar.
Ich hoffe, es geht Ihnen gut und bin wie immer
Ihr Konrad Elmshäuser
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MikeWeisser <mikeweisser@yahoo.de>
An:Elmshaeuser, Konrad (Staatsarchiv)
Sat Jul 30 2022 09:20:34 GMT+0200 (CEST)
Lieber Herr
Elmshäuser.
Haben die vielen
Dank für die schnelle und offene Reaktion. So sehr ich es generell bedaure,
dass ihren Möglichkeiten, als Archiv in unserer Frage der Ausweitung auf
digitale Präsenz, Grenzen gesetzt sind so sehr kann ich die faktischen Gründe
nachvollziehen.
Ich habe Ihr
Staatsarchiv bei meinen Publikationen zum Riensberger Friedhof, zur Familie
Leisewitz und auch zu meinem aktuellen Themen-Cluster Lüder Rutenberg, die
Geschichte des Alt-Bremer-Hauses und die Entwicklung der Bauästhetik in der
östlichen Vorstadt, immer als einziges (!) Archiv in Bremen in den Qualitäten
freundlich, engagiert und hoch kompetent erlebt. Dafür ausdrücklichen Respekt
und Dank.
Es ist nur Machbar, was Machbar ist, und hier arbeitet ihr kleines Team schon
sehr-sehr weit über dem zu Erwartenden hinaus. Das konnte ich immer wieder
konkret erleben.
verbleibe ich - bis bald einmal wieder Ihr
https://www.rice.de/RUTENBERG/SEITEN/Index.html
Ästhetische
Feldforschung
Michael Weisser
0049-171-7418374
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