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Fritz Overbeck - 6 Bilder

Ästhetische Feldforschung im Stollwerck`s Sammelalbum aus dem Jahr 1900:

I. "Im Eichenkamp"

II. "Vor der Aussaat"

III. "Im Birkenhain"

IV. "Frühlingsmorgen"

V. "In der Campagna"

VI. "Abendfrieden"

Die Bilder illustrieren romantische Gedichte des deutschen Poeten Hans Eschenbach. Der Druck wurde als Chromolithographie (Flachdruckverfahren auf Kalkschieferstein) ausgeführt.

Ludwig Stollwerck, der für die Außenbeziehungen der Firma „Gebrüder Stollwerck“ verantwortlich zeichnete, wollte nicht mehr die provinziellen Bildchen in Liebigart herausgeben, sondern mit einer großen PR-Aktion in die Öffentlichkeit treten.
Er beauftragte den Berliner Verleger und Druckereibesitzer Friedrich Wilhelm Georg Büxenstein ein Preisausschreiben auszuloben, um „bekannte Meister zur Mitwirkung an den Stollwerckbildern zu veranlassen.“

Gemäß dem vertraulichen Protokoll einer Sitzung vom 2.11.1899 hatten Stollwerk,und Büxenstein eine Liste von bekannten Meistern zusammengestellt und die Obergrenzen für Honorare festgesetzt, was einen interessanten Aufschluß über die Bewertungen vermittelt:

An Maximalhonoraren wurden notiert: Lehnbach 6.000, Menzel (Original) 12.000, Doepler 2.500, Max Klinger 5.000, Franz von Stuck 3.000, Liebermann 2.000, Otto Eckmann 1.000, und die Worpsweder Modersohn, Hans am Ende, Mackensen, Overbeck, Vogeler und Vinnen je 1.500.

Fritz Overbeck schuf 6 Stimmungsbilder, die in das Album 4, von 1900, in der Meistergruppe 145, im Format 48x93mm aufgenommen wurden.
Eine Kuriosität: Der Vornname des Künstlers wurde im Album falsch als „Otto“ angegeben, vermutlich lag eine Verwechslung mit Otto Modersohn vor.

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Literatur:

Dr. Bruno Kuske, 100 Jahre Stollwerck-Geschichte 1839-1939, Köln 1939. Darin "Stollwerck-Bilder" S. 70f. Daraus Zitat:

"Ludwig Stollwerck (...) schuf Sammelalben, die bestimmte Gesamtserien und für die einzeolnen Bilder eine feste Reihenfolge vorschrieben. Dieser Gedanke, den sein Urheber als Briefmakensammler gefunden hatte, fand großen Anklang. Ende der 1890er Jahre wurden jährlich 100.000 Alben verkauft und der Inlandabsatz der Firma in Schokolade und Kakao stieg von 1896 bis 1899 um mehr als das Doppelte, die Zahl der dabei verteilten Bilder auf jährlich über 50 Millionen.

Die Bilderfrage veranlaßte zahlreiche Verbindungen mit den Künstern und dem Kunstdruck, mit Gelehrten und Schriftstellern. Die Firma schrieb dafür hohe Preise aus und bezahlte bedeutende Honorare."


Henning Schweer, Popularisierung und Zirkulation von Wissen, Wissenschaft und Technik in visuellen Massenmedien. Eine grundlegende historische Studie am Beispiel der Sammelbilder der Liebig Company und der Stollwerck AG. Als Dissertation angenommen vom Department Mathematik der Universität Hamburg, den 03.06.2010. Daraus zitiert Seite 57f:

"Ludwig Stollwerck war einer der fünf Brüder, die seit dem Tode Franz Stollwercks (1815-1876) die Firma leiteten. Ludwig Stollwerck war für den Vertrieb zuständig und entfaltete auf dem Gebiet der Reklame eine rege Tätigkeit.
So hatte er mit großem Erfolg die aus England stammenden neuen Verkaufsautomaten ab den 1880er Jahren in Deutschland für den Verkauf von Schokolade eingeführt, und die Firma bestritt hieraus und allgemein aus dem Geschäft mit Verkaufsautomaten bald einen wichtigen Teil ihres Gewinns.

Ab 1897 begann die Firma nun Sammelbilder zunächst nach dem Vorbild Liebigs in 32 Serien beziehungsweise Gruppen zu sechs Bildern den Automatenprodukten beizulegen. Ludwig Stollwerck war selbst passionierter Briefmarkensammler und soll daher auch die Idee für die Stollwerck-Alben gehabt haben, auch wenn Stollwerck in diesem Bereich nicht als erste Firma tätig wurde.

Um 1900 kam es nun zu Kritik an den Schokoladen-Automaten und an den beigelegten Bildern. Der Vorwurf wurde erhoben, die Automaten verführten die Kinder zur Naschsucht und dazu, die Automaten aufzubrechen oder mittels Tricks an die Schokolade zu kommen. Die Bilder würden dieses Problem zu-sätzlich verstärken und die Kinder so zu übermäßigem Schokoladenkonsum und unerwünschten Geldausgaben antreiben. Zudem wurde angeführt, die „Sammelwut“ der Kinder würde bis in den Unterricht getragen und dort ihre Aufmerksamkeit und Schuldisziplin stören.
Die Obrigkeit schaltete sich ein, die Jugend galt als gefährdet. Wahrscheinlich wurde der Protest durch die Konkurrenz der Süßwarenverkäufer angestoßen, die durch die Automaten ihr Geschäft gefährdet sahen.
Stollwerck und hier gerade Ludwig Stollwerck als treibende Kraft hinter dem Automatenverkauf und den Sammelbildern sah sich zum Handeln veranlasst.
Eine umfassende Kampagne wurde gestartet, um die Gefahr gesetzlicher Restriktionen für das lukrative Automatengeschäft abzuwenden. Hierzu gehörten auch die Sammelbilder, die systematisch in den Dienst dieser Abwehrstrategie gestellt wurden.

Ziel war es, durch eine hochwertige künstlerische und inhaltliche Gestaltung den Stollwerckbildern einen hohen „pädagogischen Wert“ zu verleihen und somit die Angriffe gegen sie und damit gleichzeitig gegen den Automatenverkauf zu entkräften.

Hierzu betrieb die Firma einen hohen finanziellen und organisatorischen Aufwand: Künstlerwettbewerbe wurden ausgeschrieben, ein mit Sachverständigen besetztes Komitee eingerichtet und wie bereits erwähnt darüber hinaus Sachverständige für die korrekte Gestaltung der Bilder und der Texte herangezogen."

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