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Künstleratelier - Gertrud Schleising


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Fragen an Gertrud Schleising - 10/2017
"1598 - Atelier Gertrud Schleising", 2010, Edit 3/3, 100x100cm, Inkjet auf Leinen auf Keilrahmen.
Die horizontale Kompression von 10 Einzelbildern und deren vertikale Schichtung ergeben ein Werk, das Formen und Farben zu einem neuen Bild verschmilzt und darin den "spirit" des Ortes erfasst.

Gertrud Schleising im Atelier Bremen-City


Gertrud Schleising - in Berlin geboren, Tanzausbildung an der Berliner Tanzakademie, Studium der Freien Malerei an der HdK in Berlin, Meisterschülerin von Prof. Karl Oppermann, freiberuflich in Bremen als Künstlerin tätig.

Michael Weisser befragt Gertrud Schleising,
geschäftsführende Gesellschafterin der
Schleising-Gruppe für Kunst und Marketing
in Bremen (Kurzform).

Frau Schleising – haben Sie erst einmal vielen Dank dass Sie sich bei all ihren Verpflichtungen die Zeit zu diesem Interview genommen haben.

Schleising: Sehr gerne, Herr Weisser...



Weisser: Frau Schleising - Sie haben sich mit klassischem Tanz beschäftigt, haben Ihr Studium in Berlin im Fachbereich Bühnenbild begonnen und schließlich als Meisterschülerin in Freier Malerei abgeschlossen. Man kann zu Recht sagen: Sie haben ihren Beruf gesucht und ihre Berufung gefunden.
Auf Ihrer Web-Site ist zum Grundsatz ihrer Arbeit interessanter Weise zu lesen: „Ich genieße es, mich Sachgebieten unterschiedlicher Couleur auszusetzen und Erkenntnisse auf fremdem Terrain in meine Arbeiten einzutröpfeln“.
Wie wichtig ist für Sie der Aspekt des persönlichen Genusses bei der Arbeit?

Schleising: Ich würde es gerne so formulieren: Ohne Genuss - kein Ergebnis - jedenfalls kein genussvolles!

Weisser: Ihnen geht es um Genuss aber auch um Neugierde. Sie begeben sich gern auf die Suche, lassen Neues auf sich zukommen. Wie wichtig ist ihnen dabei die hohe Qualität der Erkenntnis?

Schleising: Es gibt ja verschiedenste Erkenntnisebenen, die wissenschaftliche beispielsweise und die philosophische. Beide sind nur selten in Deckung zu bringen. Mir persönlich ist persönliche Erkenntnis im Sinne des englischen Philosophen David Hume (1711-1786) besonders wichtig: Humes Verständnis lässt sich in etwa so formulieren:
Es ist wichtig, eigene Wahrnehmungen, Sichtweisen, Gefühle zu entwickeln und darüber hinaus auch gründlich zu erforschen. Und das träfe für jeden und jede zu, denn seiner Ansicht nach stelle die Physis jedem Menschen das dazu nötige Werkzeug zur Verfügung...

Weisser: Wenn Sie vom Akt des „Eintröpfelns“ sprechen – meinen Sie dann vornehmlich Farbtropfen – oder tröpfeln Sie auch mit Gedanken und Ideen? Und wenn ja wohin tröpfeln sie diese?

Schleising: Ganz genau!. Sehen Sie, was da tröpfelt ist in den seltensten Fällen Farbe. Es ist vielmehr ein geistiges Tröpfeln - unentwegt wie in einer Tropfsteinhöhle. Es tröpfelt und tröpfelt und allmählich bildet sich Neues, es bilden sich Neuigkeiten heraus. Aber: Hin und wieder tröpfel ich auch ganz gerne mit Farbe.

Weisser: Sie zeichnen, Sie malen, Sie kollagieren und Sie schreiben. Sehen Sie sich als Multitalent, das verschiedene Medien vernetzt um dem Spirit der Welt näher zu kommen? Oder was wollen Sie mit so einer Vernetzung erreichen?

Schleising: Ich nutze die Mittel, soweit ich sie zu nutzen vermag. Der Zweck, Sie ahnen, heiligt die Mittel und ermöglicht Bildung neu-artiger Gewebe.

Weisser: Vernetzen Sie im aufkommenden digitalen Zeitalter  „nur“ analog oder wagen Sie auch das „Digitale“?

Schleising: Im Rahmen meiner Möglichkeiten arbeite ich gerne auch digital. Kleine Kostproben finden Sie beispielsweise auf meiner Website....

Weisser: In ihrer Malerei bevorzugen Sie als Motive Mädchen und junge Frauen, die Sie als „Glückssucherinnen“ beschreiben und die „in heiter-tänzerischen Posen über die eigenen Abgründe hinwegtäuschen“.
Gestatten Sie mir diese ganz persönliche Frage: Kann es sein, dass Sie in diesen Figuren ihre eigenen Sehnsüchte nach mehr Unbeschwertheit und Freiheit leben?

Schleising: Hinwegtäuschen, ja, das tun sie, aber: sie ermutigen auch, sich von Abgründigem nicht allzu sehr beeindrucken zu lassen.
No risk - no fun!

Weisser: Ihre „Schleising-Gruppe für Kunst und Marketing“ hat sich vorgenommen „Produkte zu komponieren, die im weitesten Sinn umfassend gut sind“. Was sind das im Einzelnen für Produkte die Sie herstellen? Und wie muss man sich den schöpferischen Akt der „Komposition“ vorstellen?

Schleising:  Komposition ist ja eine besondere Mischung von Komponenten. Die Produktpalette bietet eine reiche Auswahl von Unikaten die sowohl Auge, als auch Geist und auch der Seele gut tun.
Es handelt sich um kleine, kleinste, winzige Objekte, die überall und kinderleicht angebracht oder aufgestellt werden können.
Und: sie eignen sich hervorragend als Mitbringsel für besonders liebe Menschen.

Weisser: Ihren Ausführungen – verehrte Frau Schleising - entnehme ich, dass es sich bei ihren „Produkten“ nicht um übliche Waren des Konsums handelt sondern um die Kreation von positiv stimulierenden Kräften, die ihren Kunden helfen sollen, ihren Alltag, ja ihr komplettes Leben gut, besser, am besten gestalten zu können. Habe ich das richtig interpretiert?

Schleising: Ja, Herr Weisser, genau: unsere Produktpalette kann umfassend und zutreffend als wirkungsvolle „Lebenshilfe“ bezeichnet werden.

Weisser: Vermitteln Sie über die Methode Kunst und die Medien Bild und Wort eine globale „Heilsbotschaft“? Wollen Sie der Menschheit helfen, ein erfülltes Leben leben zu können? Oder sind Sie bescheidener und wollen lediglich den Alltag bestmöglich durch farbigen Witz erfrischen?

Schleising: Nein - keine globale Heilsbotschaften! Wenn es gelingt, das eigene Leben auszubalancieren, ist das schon viel wert:  Dazu tut es gut, hin und wieder die Perspektive zu wechseln und  sich ein bisschen Abstand zu erlauben.

Weisser: Was würden Sie sagen sind die Dreh- und Angelpunkte ihres unternehmerischen Handelns? Was ist ihre Message? Was ist ihre Mission? Und wie wichtig ist ihnen auf diesem Weg der üblicherweise angestrebte, finanzielle Erfolg?

Schleising: Die Message lautet: Nimm dich ernst, aber nicht zu sehr. Und: finanzieller Erfolg ist angenehm, aber nicht das zentrale Anliegen.

Weisser: Abschließend gefragt... wie steht es mit ihren Visionen zur Nachhaltigkeit, zur Schonung von Ressourcen, zur Stärkung individueller Identität, zur Ausbildung von Vielfalt, zum Klimawandel und zum Weltfrieden? Inwieweit finden diese global-ethischen Positionen Ausdruck in den Produkten ihrer „Schleising-Gruppe für Kunst und Marketing“?

Schleising: Große Worte und hehre Ansprüche.
Ob sie Ausdruck finden in den Produkten - eher Nein oder mehr hinten herum. Die Produkte verlangen dem Konsumenten gewisse Entschlusskraft ab, Zwiespältiges als Teil des Lebens anzuerkennen oder besser noch: es im wahren Sinn auszukosten.

Weisser: Frau Schleising – ich und die Leser – wir danken herzlich für ihre offenen Antworten.













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