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Ausstellung - am:WORT:ort

> Eröffnungsrede von Erwin Miedtke
(stv. Direktor der Stadtbibliothek) >>> PDF

> Rede von Dr. Christophe Fricker
(Literaturwissenschaftler und Autor) >>> PDF

Die Zentralbibliothek in Bremen, Am Wall - Ort der Ausstellung zum Thema "am:WORT:ort"

Entrée

Ich war Wort!

Im Wallsaal

Im Wallsaal

Die bleibende Installation im Lesegarten
Unter der Schirmherrschaft von Christian Weber, dem Präsidenten der Bremischen Bürgerschaft entstand im Verlauf von rund sechs Jahren ein umfangreiches Werk über "gesICHter" der Stadt.
Fotografiert wurden mehr als 1.000 Menschen in mehr als 60.000 Bildern. Begleitend verliefen Gespräche über Ängste und Sorgen, Hoffnungen und Visionen, sowie über persönliche Stärken und Schwächen.
Gefördert von der Bremer Landesbank und dem Senator für Kultur wurde die große Bildwand mit mehr als 850 Portraits am 20. November 2007 im Lesegarten der Zentralbibliothek eröffnet.
Eine Auswahl dieser Portraits sind veröffentlicht in der Publikation "gesICHter - Ein Beitrag zur Ästhetik der Identität", die von der Karin und Uwe Hollweg Stiftung gefördert wurde und die 2008 in der HachmannEdition Bremen erschienen ist.
Erwin Miedke

Die bleibende Installation "nullus:mundus:sine:verbis" liegt vor als farbiger Pigmentdruck auf Ferraribanner im Format 2x2 Meter auf dem Flachdach im Lesegarten
Der lateinische Text "keine Welt ohne Worte" entsteigt als Typografie
einem digitalen Rauschen. Die Farbgebung ist so eingestellt, dass die Schrift
dreidimensional über der Fläche im Raum steht.















"DasFeldDerWorte"
Zitate von Menschen in Bremen

In seinem "Feld der Worte", im Foyer dieser Bibliothek, hat Michael Weisser im Jahr des 120-jährigen Bestehens der Stadtbibliothek Bremen genau 120 Zitate typografisch als Zeitdokument festgehalten. Es sind vitale Zitate, die sich nicht scheuen, Selbstkritik zu üben, sich an Vorsätze zu ermahnen oder sich zu Sehnsüchten zu bekennen. Entstanden an diesem Wort-Ort ist ein Werk aus Worten, in dem wir uns alle wiederfinden.
Erwin Miedtke

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"am:wort:ort" - ein intermediales Kunstprojekt
als Hommage an das Wort
zum 110-jährigen Bestehen der Stadtbibliothek Bremen
in den Räumen der Zentralbibliothek, Am Wall
vom 19. April bis 20. Oktober 2012

PRESSEINFORMATION

Die Kunst der Zeichen.
Über eine Ausstellung von Michael Weisser in der Zentralbibliothek Bremen, die Bilder, Codes und Worte zeigt.

Immer öfter sieht man die schwarz/weißen Quadrate, in denen ein Pixelmuster rauscht. Mal größer in den Ecken von Plakaten, mal ganz klein auf Werbeprospekten, aber auch bei Artikeln in Zeitungen - die gesprenkelten Quadrate breiten sich in unserem Alltag aus, wie Marienkäfer im Juni.

Es sind die sogenannten QR-Codes, die einen "quick response" also eine schnelle Reaktion anbieten. Wer auf seinem SmartPhone die App von i-nigma zur Verfügung hat, der aktiviert diese App, richtet seine Kamera auf den Code und erhält blitzschnell das Ergebnis. Es kann ein Text auf dem Display erscheinen, eine Adresse oder eine Telefonnummer. Oder es wird eine Internetverbindung aufgebaut, die zusätzliche Informationen bietet. So wird die Print-Werbung über QR-Codes komfortabel um multimediale Inhalte erweitert.

Dieses "mobile tagging" entwickelt sich, es nimmt rasant zu. Bald wird es Teil unseres Alltags geworden sein und viele Nutzer haben.

Die QR-Codes haben ihre Geschichte. Sie wurden 1994 in Japan entwickelt, um Komponenten für die Logistik in der Automobilproduktion zu markieren. Seit 2007 verbreitet sich diese Funktion auch in Europa. In das Auge der deutschen Öffentlichkeit traten die daumennagelgroßen Quadrate, als die Zeitung "Welt Kompakt" auf diese Weise erstmals ihre gedruckten Artikel um zusätzliche Informationen ergänzte.

Der hohe Funktionswert dieser QR-Codes ist unbestritten. Doch ist die Funktion alles? Diese Frage hat sich der Medien-Künstler Michael Weisser im Jahr 2007 gestellt, dann nämlich erforschte er dieses kleine, zweidimensionale Rauschen. Der Künstler:

"Was mich an den QR-Codes besonders interessiert, das ist die rauschende Optik. Da das Rauschen seit 1989 zu einem meiner zentralen Kunst-Themen wurde, lag es nahe zu fragen, ob Sinn in diesem Rauschen liegt. Ich fand heraus: In diesen Codes liegt Zukunft mit spannenden Visionen!"

Inwieweit in einer Funktion auch Schönheit und Poesie sein können, zeigen QR-Bilder von Michael Weisser, die erstmals von April bis Oktober in seiner Ausstellung "am:wort:ort" in den Räumen der Zentralbibliothek in Bremen zu sehen sind.

Seine Installation "am:wort:ort" hat der Künstler nicht nur seiner Heimat Bremen, sondern auch dem 110-jährigen Bestehen der Stadtbibliothek gewidmet.

Der Ort präsentiert und repräsentiert "das Wort" in ausgezeichneter Weise und die Bilder, Codes, Worte und Zeichen, die Michael Weisser über einen langen Zeitraum hin schuf, konnten keinen besseren Ort in Bremen finden. In der Ausstellung geht es um Worte, aber es geht auch um die Heimat, denn Bremen ist neben Bonn und Cuxhaven die dritte "Heimat" des Künstlers. Dazu Weisser:

"Als das ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe im Jahr 2008 mein künstlerisches Werk übernahm, musste ich mich für die Inventarisierung an die Entstehungsgeschichten der vielen Objekte erinnern. Ich notierte eine chronologische Biografie, und dabei fragte ich mich, ob es einen roten Faden im Werk gibt. Plötzlich war mir wichtig, welche Orte mich mit welchen Atmosphären und welchen Erlebnissen geprägt haben. Diese Überlegungen führten mich zu den Begriffen Heimat und Sehnsucht. Ich beschloss, an meinen drei Heimatorten das zum Thema zu machen, was mich dort bewegt hat. Deshalb ist "all:about:sehnsucht" der Titel dieses Projektes geworden."

# Cuxhaven war die Heimat seiner Kindheit. Im dortigen Schloss Ritzebüttel, der Keimzelle der Stadt, begann er im April 2011 seine Triologie mit der Ausstellung "im:heimat:rausch".
# Bonn war die Heimat seiner Ausbildung. In der "gesellschaft für kunst und gestaltung" zeigte er im September 2011 Exponate unter dem Titel "über:sammel:sucht".

# Bremen schließlich ist die Heimat der Anwendung von dem, was er gelernt hat in seiner multimedialen Kunst. Hier zeigt er ab dem 19. April in der Zentralbibliothek unter dem Titel "am:wort:ort", auf welche Weise ihn Bilder, Codes, Worte und Zeichen als Grundlagen der Kommunikation beschäftigt haben.

Apropos: Kommunikation war eines seiner Studienfächer, denn Michael Weisser hat nach dem Examen in experimenteller Malerei an den Werkkunstschulen in Köln an den Universitäten in Bonn und Marburg Kunstgeschichte in Kombination mit Kommunikationswissenschaften, Soziologie und Politologie studiert. Danach arbeitete er freiberuflich an vielen Projekten, bei denen es immer um die Vernetzung der Medien Bild, Klang und Wort auf der Grenze von analoger und digitaler Informationsverarbeitung ging.

In diesem kreativen Medienmix liegt der Grund, weshalb das ZKM in Karlsruhe das Werk des Bremer Künstlers mit den Worten des Direktors Prof. Dr. h.c. Peter Weibel übernommen hat: „Die Sammlung Computer-Kultur des Medienkünstlers, Musikproduzenten und Autors Michael Weisser stellt ein einzigartiges Konvolut zur Entwicklung der multimedialen und digitalen Kunst dar.“

Zur geplanten Ausstellung im ZKM ist schon im vergangenen Jahr eine opulente Künstlerpublikation erschienen, die der Deutsche Kunstverlag Berlin als 252 Seiten starken Hardcoverband herausgegeben hat. Der Verlag schreibt in seinem Vorwort über den Inhalt: "Das intermediale Werk, das nicht aus Einzelbildern, sondern aus Bild-Sequenzen, Feldern und Räumen besteht, ist das sichtbare, hörbare und lesbare Ergebnis von ästhetischen Feldforschungen und kreativen Interventionen, die Michael Weisser ab seinem Studium der Kunst im Jahr 1968 bis zum Jahr 2011 realisiert hat."

Auch die poetischen QR-Codes sind in dieser Publikation vertreten. Der Künstler Weisser nutzt diese, um in einer Ausstellung durch das Werk selber auf sich und seinen Hintergrund zu verweisen. Das Werk ist damit als Bild eine ästhetische Anmutung und verweist zugleich als decodiertes Medium Wort auf sich selbst.

Im Foyer der Zentralbibliothek Bremen trifft man auf diese Pixel-Matrix im Großformat. Die in den Bildern verborgenen Texte sind programmatisch, sie lauten: "Ich war ein Wort!" und "Ich werde Herr Dein Gott!".

Im Wall-Saal, dem Zentrum der Ausstellung begegnet man einem weiteres Beispiel dieser neuen Codierung. Im Jahr 1968 veröffentlichte das Feuilleton der FAZ ein Gedicht von Michael Weisser. Der Ausriss dieses Gedichtes ist als Trouvée zu sehen. Im Jahr 2010 wurde dieses Gedicht als QR-Matrix bildhaft codiert. So stehen Bild und Code mit gleicher inhaltlicher Aussage doch als völlig verschiedene Erscheinungen nebeneinander.

Die Ausstellung "am:wort:ort" zeigt, verteilt über das große Haus, in verschiedenen Medien, die unterschiedliche Ästhetik von Bildern, Codes, Worten und Zeichen. Sie bietet Einblick in das Werk eines Künstlers, über den der Medientheoretiker Prof. Dr. Rolf Sachsse sagt:

"Seit vier Jahrzehnten ist Michael Weisser einer der vielseitigsten Kreativen unserer Zeit; sein Werk changiert zwischen Kunst und Design, Computer generierten Images und Fotografie, Computer generierten Sounds und weltweit aufgenommenen Klängen, zwischen schnell geäußerten Statements und gedruckten Romanen, kurzfristigen Emanationen und unverrückbar fixierter Kunst am Bau. Schon früh stellten Zeitgenossen fest, dass für diese komplexe Arbeitsweise ein klassischer Begriff des Künstlers und der Schaffung von Kunstwerken nicht mehr zutrifft."

Auf die Vernissage kann man gespannt sein, denn die Einführung in die Ausstellung wird keine kunsthistorische Analyse sein, vielmehr wird der Autor und Literaturwisssenschaftler Dr. Christophe Fricker mit einem eher poetischen Beitrag seine Position zum Werk des Künstlers formulieren.

Und die in Bremen bekannte Schauspielerin Gabriele Möller-Lukasz aus dem Ensemble des Bremer Theaters wird Ausschnitte aus dem Buchbeitrag der Berliner Philosophin Dr. Isabelle Azoulay lesen, die beschreibt, was das Werk von Michael Weisser mit Sehnsucht zu tun hat.

Neben der Bildwelt zeigt diese große Ausstellung erstmals die Künstlerpublikationen und gibt einen Überblick über die Romane, die Sachbücher, ausgewählte Fachartikel und die Musikproduktionen von Michael Weisser. (KB)

Zum Abdruck frei!

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