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KUNST als exotherme Reaktion -
über die Vernichtung eines Bildes


0279 - "Engel" - Schloss Bückeburg - 2004



Das Experiment:

Die Leinwand wurde aus dem Rahmen geschnitten und mit dem Beil auf einem Hauklotz in kleine Stücke zerhackt. Ebenso wurde der Keilrahmen zerkleinert. Die Hölzer wurden nach Art eines Scheiterhaufens geschichtet und die Bildfetzen aufgelegt. 

Über diese Schichtung wurde Methanol gegossen und entzündet. Von diesem Brennvorgang wurde eine Fotoserie gefertigt. 

Die verbleibende Asche ist in einer Acrylbox  bewahrt und das entweichende Gas stieg, sich verflüchtigend, in die Luft. 

"Die Asche des Engels"

Entscheidend für dieses Experiment ist, dass es sich bei diesem Werk um eine hochwertige Arbeit handelt, die emotional besetzt ist. Das Bild zeigte ein Feld aus Engelmotiven, fotografiert im Schloss Bückeburg in der privaten Kapelle des Fürsten SD Alexander von Schaumburg-Lippe.

Dieses Bild wurde ausgestellt im Jahr 2004 zur 700sten Jahresfeier des Schlosses Bückeburg, es war Teil der Installation "orNAMENte - ORnamenTE" im Kuppelbau des Mausoleums der Fürstenfamilie.

Ein Teil der Bildserie wurde bei der Ausstellung vom Fürstenhaus und von Besuchern gekauft, der Rest ist im Bestand des ZKM/Karlsruhe. Jedes Bild wurde nur einmal materialisiert. Als einziges Werk stand "Engel" nicht zum Verkauf!

Das Ergebnis:

Die Emotionen bei der Zerstörung des Werkes waren ambivalent.

Die Erinnerungen an das Schloss-Projekt betrafen die intensive Stimmung in der Kapelle, in der man fotografierend auf den - im Marmorboden eingelassenen - Herzgräbern der Fürstenfamilie stand.
Das Bedauern über den irreversiblen Verlust der Schönheit dieses Bildes mischte sich mit einer entgegengesetzten Befriedigung, die Überwindung geleistet zu haben.


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Michael Weisser © Bremen 2017ff

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