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André Migdal - F 30655

André Migdal (* 21. Juni 1924 in Paris; † 19. Februar 2007 ebenda) war ein französischer Widerstandskämpfer, Deportierter, KZ-Häftling und Zwangsarbeiter sowie Autor und Dichter. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte er sich für die deutsch-französische Versöhnung ein und wandte sich dabei vor allem an die französische und deutsche Jugend.


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"Pour la Vie - Cantate für das Leben"

Die "Cantate pour la vie" wurde begonnen in Bremen im März 1992 und abgeschlossen in Paris am 3. Mai 1992, dem Jahrestag der Katastrophe von Lübeck. Die Cantate als Form der Verkündung ist gewidmet allen Deportierten und Kameraden, die am Bau des Bunkers in Bremen-Farge beteiligt waren.
Die Rezitation wurde produziert in synoptischer Stereophonie als "Hommage an André" von Michael Weisser im Mai 2005.
Text: André Migdal, gesprochen von André Migdal in französischer Sprache und von Gabriele Möller-Lukasz (Theater Bremen) in deutscher Sprache. >>> PDF
Uraufgeführt wurde die Stereophonie im Rahmen der Installation "EntZerrungen" von Michael Weisser am 5. Mai 2002 in der Ostkrypta des Doms zu Bremen. >>>

Dokumente:

> Rede von André Migdal am 5.5.2002 anläßlich der Veranstaltung "Cantate pur la vie" am 5. Mai 2002 im Bunker Farge. >>> PDF

> Rede von André Migdal am 2. Mai 2005 zur Eröffnung der Gedenkwoche "60 Jahre Kriegsende in Bremen" >>> JPG
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Text für die Suche nach der Krankenschwester: "Ich suche die Krankenschwester, die zwischen dem 4. Mai und Mitte Juni 1945 in dem Krankenhaus von Haffkrug ihren Dienst verrichtete." >>> PDF

> Text "C' était en 1944" - Facsimile einer SM-Site aus dem Jahr 1987 mit einem Essay von André Migdal >>> JPG

Zur Geschichte von André Migdal: Im Juni 1940 schloss sich der gerade 16-jährige Migdal, der zuvor eine Tischlerlehre begonnen hatte, dem kommunistischen Widerstand gegen die deutsche Okkupation Frankreichs im Zweiten Weltkrieg an, gemeinsam mit seinen Brüdern Henri und Robert. Er beteiligte sich an Sabotage-Aktionen, vor allem gegen im Bau befindliche Flugpisten der Nationalsozialisten. Nachdem seine Gruppe verraten worden war, kam er am 24. Juni 1941 mit seinen beiden Brüdern ins Gefängnis von Fresnes bei Paris.

Mit 18 Jahren wurde er entlassen, jedoch einige Monate danach am 24. September 1942 von den deutschen Besatzern erneut inhaftiert und im Transitlager Pithiviers sowie im Gefangenenlager Voves interniert. Im Mai 1944 wurde er in ein Lager in Compiègne verlegt, gelangte von dort zunächst in das Konzentrationslager Buchenwald und kam anschließend in das KZ Neuengamme.

Schließlich wurde er in dem KZ Farge, einem nördlich von Bremen gelegenen Außenlager des KZ Neuengamme untergebracht, wo er bei der Errichtung des U-Boot-Bunkers Valentin in Rekum unter sehr schlechten und meist unmenschlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen schwere Zwangsarbeit verrichten musste.


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Rezitation 3:05 - 2005
"Ich - André Migdal - F 30655 - KZ Neuengamme"

Kurz vor Kriegsende wurden André und seine Mithäftlinge von der SS, die vor den anrückenden alliierten Armeen flüchtete, deportiert. In einem „Todesmarsch“ wurden etwa 2500 bis 3000 Häftlinge ab dem 9. April 1945 über das Stalag X-B in Sandbostel an die Ostsee zur Lübecker Bucht gebracht.

Dort wurden die Überlebenden zusammen mit weiteren KZ-Häftlingen von anderen Evakuierungsmärschen auf drei Nazi-Kreuzfahrtschiffe verladen. Die Häftlinge befürchteten, dass die SS die feste Absicht hatte, diese Schiffe mit allen Gefangenen an Bord in der Ostsee zu versenken. Migdal kam am 29. April 1945 auf die „Cap Arcona“ und verbrachte im Schiffsinneren mehrere Tage zusammen mit Hunderten von Mithäftlingen ohne Wasser und Essen. Dann kam er auf die „Athen“, wo er am 3. Mai 1945 als einer von nur wenigen Häftlingen die versehentliche Bombardierung und Beschießung der Schiffe durch britische Bomber sowie das anschließende Maschinengewehrfeuer der SS vom Strand aus überlebte.

Nach dem Krieg setzte sich Migdal aktiv für Versöhnung zwischen dem französischen und deutschen Volk sowie für Friedensarbeit ein, wobei er sich vor allem an junge Menschen wandte. Er erinnerte in mehreren autobiografischen Büchern an die NS-Verbrechen und drückte seine Leidenszeit auch in Gedichten aus. Zudem gab er Gedichtsammlungen heraus, in denen er die unmenschliche Behandlung der KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter wiedergab.

André Migdal kehrte später oft nach Deutschland und insbesondere nach Bremen zurück, wo er an Veranstaltungen zum Gedenken an die Verbrechen des Nationalsozialismus teilnahm, seine Gedichte verlas und als Zeitzeuge über sein Schicksal berichtete. Dabei sprach er öfters auch mit Schülern und jungen Erwachsenen.

Literatur:
"Hortensien in Farge." Überleben im Bunker „Valentin“. Hrsg.: Bärbel Gemmeke-Stenzel, Barbara Johr, erschienen im Donat Verlag, Bremen 1995, ISBN 3-924444-88-9. (Texte von Raymond Portefaix, Klaas Touber und André Migdal)

André Migdal wurde 2000 Ehrenbürger der Hansestadt Bremen.

Wikipedia - 2/2015

> Todesanzeige von André Migdal im Bremer Weser-Kurier vom 3 März 2007 >>> JPG

Akte mit gesammelten Dokumenten.

0472 "Cantate für das Leben". Quadrophone Audio-Installation der Poesie von André Migdal. Audiofile MP3 und WAV_2004 (in der Sammlung Weisser des ZKM/Karlsruhe)

Weisser - QR-Hommage an André, 2015

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